3 Fragen an Dr.-Ing. Raphael Kiesel

Alter: 32 Jahre

Ehemaliges Institut:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT/Werkzeugmaschinenlabor WZL an der RWTH Aachen

Aktuelle Position und erste Position nach Institutszeit:
Head of Quality Management of ARRI Group

 

Wenn Sie auf Ihren Karriereweg nach dem IPT & WZL zurückblicken, was würdenSie jetzigen Doktoranden/Doktorandinnen für die Entwicklung ans Herz legen?


Im Allgemeinen habe ich sehr schnell festgestellt, dass ich in der Institutszeit noch mehrmitgenommen und gelernt habe, als ich es vorher im Ansatz realisiert habe. Dadurch,dass wir am Campus in einer ziemlich exklusiven „Bubble“ unterwegs sind, gerät diesschnell in Vergessenheit. Speziell möchte ich aber zwei Dinge ans Herz legen:


1.Nehmt alles mit, was geht!
2.Bleibt an der Diss dran – es lohnt sich!


Zu 1: Ich war in meiner Zeit am Institut thematisch sehr breitgefächert unterwegs. Und dagab es auch das ein oder andere Thema, bei dem ich nicht unbedingt dachte, dass esdirekt oder generell wieder relevant wird. Aber tatsächlich habe ich in den ersten sechsMonaten sowohl Themen aus der Dissertation, aus Projekten und sogar aus derMasterarbeit mit einbringen können. Und auch was die Art der Projekte und Aufgabenangeht (ob Industrie- und Forschungsprojekte, Konferenzorganisation, Lehre oder selbstMännerballett-Organisation) – ein bisschen was konnte ich bereits von allem mit inmeinem neuen Job einbringen.
Zu 2: Wie viele vor und nach mir habe auch ich mich in der Dissertationserstellung gefragt„Warum tue ich mir das eigentlich an?“. Und irgendwann im Prozess habe ich realisiert,dass es vor allem um die Fähigkeit geht, Entscheidungen zu treffen. Insbesondere dieEntscheidung „Was kommt in die Diss und was lasse ich raus?“. Diese FähigkeitEntscheidungen zu treffen, ist im Alltag von großer Bedeutung und hilft mir enorm weiter!

Warum haben Sie sich nach der Institutszeit für den Schritt zu ARRI entschieden?


Für mich gab es vier Hauptgründe, warum ich mich für ARRI entschieden habe:
Die Produkte (1), die Rolle im Unternehmen (2), der direkte Vorgesetzte (3) und die
Stadt (4).
Nachdem ich am Institut wenig direkten Produktfokus hatte – wofür ich mich in der Zeitsehr bewusst entschieden habe – wollte ich nach dem Institut das genaue Gegenteil: EinProdukt, für das ich brenne und das ich bestenfalls von der Entwicklung bis in dieMarktphase mit begleiten kann. Lange Zeit wusste ich nicht, wie ein solches Produktaussehen kann, aber nach meinem ersten Gespräch mit ARRI wusste ich direkt: Das ist,wonach ich gesucht habe! Und dass ARRI nicht nur irgendein Hersteller von Cinetechnikist (Kamerasysteme und Licht), sondern Weltmarktführer - und somit an fast jeder großenHollywoodproduktion beteiligt, war die Kirsche auf der Torte!
Neben dem Produkt war es mir wichtig, in einer Rolle mit Verantwortung undGestaltungsmöglichkeiten einzusteigen. Da ich in meiner letzten Funktion am WZL alsOberingenieur/ Abteilungsleiter tätig war und somit bereits Personal- undBudgetverantwortung hatte, war es mir zudem wichtig, mich auch in diesen Feldernweiterzuentwickeln. Als Leiter des Qualitätsmanagements der ganzen ARRI Gruppensowie Mitglied des Globalen Managementteams mit direkter Berichtslinie zumVorstandsvorsitzenden hat mir ARRI diese Möglichkeit geboten. Diese Funktion inKombination mit der Unternehmensgröße (ca. 1600 Mitarbeitende weltweit) war einperfektes Match.
Der dritte Faktor war die Führungskraft – sowohl die Position im Unternehmen, dieberuflichen Erfahrungen der Person und natürlich der persönliche Fit. Wie bereits ist meindirekter Vorgesetzter der Vorstandsvorsitzende, was dieses Kriterium maximal erfüllt hat.Zudem war mir sehr schnell klar, dass ich aufgrund der Erfahrung meines Vorgesetztensehr viel von ihm lernen kann. Und bereits im ersten Videointerview habe ich gemerkt,dass wir auch persönlich auf einer Wellenlänge sind – was sich bisher auch alles bestätigthat!
Last but not least war für mich die Stadt ein entscheidender Faktor. Auch wenn Aachenmeine zweite Heimat geworden ist, ich Freunde für‘s Leben gefunden und die 12 Jahre (mit 2 Jahren Unterbrechung wegen Ausland) maximal genossen habe, so brauchte icheinen Tapetenwechsel. München war für mich – nicht nur wegen des FC Bayern – meinabsoluter Favorit in Deutschland. Dass ARRI zudem weltweit in spannenden Ländernunterwegs ist, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit auch besuchen muss, war das i-Tüpfelchen bei der Entscheidung!


Welche Position haben Sie aktuell inne und wo liegen hier die Schwerpunkte IhrerTätigkeiten?


Aktuell habe ich die Position als „Head of Quality Management der ARRI Gruppe“ inne.Dabei ist es meine Aufgabe, die Qualität innerhalb aller Business Units (BUs) undStandorte entlang des gesamten Produktlebenszyklus sicherzustellen. Dies umfasst dieProduktqualität unserer Kamerasysteme und Lichtprodukte, als auch die Prozessqualitätunseres Rentals, Sales, Einkaufs und Service. Um dies sicherzustellen ist eine derderzeitigen Kernaufgaben die Entwicklung und Implementierung des IntegriertenManagementsystems, welches die Basis für die anstehenden Zertifizierungen nach ISO9001 und 14001 sind.


Neben diesen „klassischen“ Qualitätsthemen ist es zudem meine Aufgabe, die AbteilungUser Experience bei ARRI aufzubauen. Das Ziel der Abteilung ist es, diewahrgenommene Qualität unserer Kunden systematischer zu erfassen und in neue,innovative Produkte zu integrieren, um auch in Zukunft den hohen Anforderungen desMarktes gerecht zu werden. Dabei wird es eine zentrale Aufgabe der Abteilung sein, eineeinzigartige User Experience unserer Hardware, Software und Prozesse sicherzustellen.



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